Indikationsstellung nach ICF

Die ICF klassifiziert den Gesundheitszustand und mit Gesundheit zusammenhängende Zustände

Die ICF klassifiziert den Gesundheitszustand und mit Gesundheit zusammenhängende Zustände. Im Einzelnen sind für die Zielgruppe folgende Kategorien von Bedeutung:

• Aktivitäten & Teilhabe
Kontextfaktoren
Risikofaktoren
Umweltfaktoren
Personenbezogene Faktoren
Körperfunktionen
Körperstrukturen

Aktivitäten & Teilhabe

In Folge der Funktionseinschränkungen können nicht nur vorübergehende Beeinträchtigungen der Aktivitäten und Teilhabe auftreten.

Diese betreffen insbesondere folgende Bereiche:

 

d110-d120 Bewusste sinnliche Wahrnehmungen
d160-d177 Wissensanwendung (z. B. Aufmerksamkeitsstörungen, Schwierigkeiten beim Lösen von Problemen oder beim Treffen von Entscheidungen)
d220 Mehrfachaufgaben übernehmen (z. B. Probleme mit dem Bearbeiten, Übernehmen oder Abschließen von Mehrfachaufgaben)
d230, d240 Alltägliches Verhalten (z. B. Schwierigkeit beim Einhalten der alltäglichen Routine und im Umgang mit Verantwortung, Stress und Krisensituationen)
d570 Gesundheitsbewusstsein (z. B. Probleme im Umgang mit der eigenen Gesundheit, Gesundheitsrisiken und der eigenen Fitness)
d630-d660 Häusliches Leben (z. B. Probleme mit der Mahlzeitenzubereitung, den täglichen Hausarbeiten und im Umgang mit Mitmenschen)
d720-d770 Interpersonale Interaktionen und Beziehungen (z. B. Einsamkeit, Rückzug, Schüchternheit, Probleme bei der Kontaktaufnahme, gestörte Kommunikation, Abgrenzung zur Herkunftsfamilie, Rollen- und Partnerkonflikte, gestörte eheliche und Sexualbeziehungen, Störung der Eltern-Kind-Beziehung, Beziehungsprobleme mit Freunden, Nachbarn und Mitbewohnern)
d845-d870 Bedeutende Lebensbereiche (z. B. Probleme am Arbeitsplatz, mit der Art und dem Umfang der Tätigkeit, finanzielle und wirtschaftliche Schwierigkeiten)
d910-d999 Gemeinschaftsleben, soziales und staatsbürgerliches Leben (z. B. Probleme bei der Teilnahme am Gemeinschaftsleben, im Umgang mit eigener Erholung und Freizeit, religiöse oder politische Probleme)

Kontextfaktoren

Kontextfaktoren können einen positiven, fördernden Einfluss (Förderfaktoren) auf alle Komponenten der funktionalen Gesundheit und somit auf den Vorsorgeverlauf haben. Daher gilt es, diese möglichst früh zu erkennen und ihre fördernde Wirkung zu nutzen (vgl. Ressourcenkonzept der Rehabilitation).

Person- und umweltbezogenen Kontextfaktoren, die einen negativen, hemmenden Einfluss (Barrieren) auf alle Komponenten der funktionalen Gesundheit haben können, werden im Folgenden explizit aufgeführt:

• allein erziehend
• kinderreiche Familien
• mangelnde Unterstützung und Anerkennung
• nicht gleichberechtigte Stellung der Frau in der Familie, Mehrgenerationenhaushalt
• Partner-/ Eheprobleme
• chronische Erkrankung des Partners
• Erziehungsschwierigkeiten oder mangelnde Erziehungskompetenz
• gesundheitliche Probleme des Kindes mit möglicher Gesundheitsgefährdung der Mutter 
• Verantwortung für die Pflege von Familienangehörigen
• Schwierigkeiten bei der Bewältigung des Alltags
• ständiger Zeitdruck
• finanzielle Sorgen
• eigene Arbeitslosigkeit oder Arbeitslosigkeit des Partners
• soziale Isolation
• beengte Wohnverhältnisse

 

Risikofaktoren

• übermäßiger Alkohol-, Nikotin-, oder Medikamentenkonsum
• Bewegungsmangel
• Adipositas

 

Umweltfaktoren

Umweltfaktoren beziehen sich auf alle Aspekte der externen Welt, die den Kontext einer Person bilden und als solches Einfluss auf dessen Funktionsfähigkeit haben.

 

e110-e199 Produkte und Technologien (z.B. Produkte für den persönlichen Gebrauch und das tägliche Leben)
e210-e299 Natürliche und vom Menschen veränderte Umwelt (z.B. Klima, natürliche Ereignisse, Laute und Geräusche und Luftqualität)
e310-e399 Unterstützung und Beziehungen (z.B. persönliche Unterstützung durch Familienmitglieder, Freunde, Bekannte, Kollegen, Hilfs- und Pflegepersonen, professionelle Helfer, Selbsthilfegruppen, Tiere und Tragfähigkeit der Beziehungen)
e410-e499 Persönliche Einstellungen (z.B. Individuelle Einstellung zu Mitgliedern des Familienkreises, zu Freunden, Autoritätspersonen, Fremden, Fachleuten, gesellschaftliche Einstellungen zu Normen, Konventionen, oder Weltanschauungen)
e575-e580 Dienste, Systeme und Handlungsgrundsätze der allgemeinen sozialen Unterstützung und des Gesundheitswesens (z.B. Hilfe beim Einkauf, der Hausarbeit, Beförderung, Selbstversorgung und Vorbeugung und Behandlung von Gesundheitsproblemen)

Personenbezogene Faktoren

Personenbezogene Faktoren beziehen sich auf die betrachtete Person - unabhängig von dem bestehenden Gesundheitsproblem. Da im internationalen Vergleich hierbei große soziokulturelle Unterschiede zu berücksichtigen sind, ist diese Komponente von der WHO bisher noch nicht klassifiziert. Die MDK Gemeinschaft hat zwischenzeitlich Anhaltspunkte für eine Klassifizierung der personenbezogenen Kontextfaktoren zusammengestellt und als unkommentierte Kurzversion veröffentlicht. Arbeitshilfe zur Anwendung der internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) in der sozialmedizinischen Beratung und Begutachtung, 9/2006, Kap.5.2.2, SEG 1; Sept. 2006

 

i100-i199 Soziodemographische und biographische Faktoren (z.B. frühkindliche Entwicklungs- und Erziehungsfaktoren, Bildungsweg, Familienstand, Wohnsituation, geschlechts- und verwandtschaftsbezogene, genetische Besonderheiten)
i300-i399 Faktoren des Alters und der Alterung (z.B. Gestationsalter, Entwicklungsalter, soziales und biologisches Alter)
i200-i299 Genetische Faktoren (z.B. Geschlecht oder verwandtschaftsbezogene, genetische Besonderheiten)
i400-i499 Physische Faktoren (z.B. Körperbaudimensionen (BMI))
i500-i599 Psychische Faktoren (z.B. vegetative Funktionen, Einstellungsmerkmale, Persönlichkeitsakzentuierungen, Intelligenzfaktoren, Talente, Interessen
i600-i699 Lebensstil und Schutzfaktoren der Gesundheit (z.B. Ernährung, Bewegung, Körper- und Psychohygiene, soziale Kompetenz, soziales Wohlbefinden und Arbeitszufriedenheit)
i700-i799 Andere Gesundheitsprobleme und Interventionen (z.B. zurückliegende Krankheiten, Verletzungen und Operationen)

Körperfunktionen

b126 Dimensionen der Persönlichkeit (z. B. Schüchternheit, Zurückgezogenheit, Gehemmtheit, Streitbarkeit, Reizbarkeit, Unzuverlässigkeit, Verantwortungslosigkeit, Besorgtheit, Unbeständigkeit, innere Unruhe, Übererregbarkeit, Niedergeschlagenheit, Trübsinn, Verzweiflung, Unsicherheit, mangelndes Selbstvertrauen)
b130 Funktionen der psychischen Energie und des Antriebs (z.B. Kraftlosigkeit, Müdigkeit, Erschöpfung, Drang nach Suchtmitteln, fehlende Impulskontrolle und Motivation, Störungen des Appetits)
b134 Funktionen des Schlafes (z.B. Störungen von Schlafdauer, Schlafbeginn, Schlafqualität)
b140 Physische Faktoren (z.B. Konzentrationsstörungen, Aufmerksamkeitsmängel, geistige Ermüdung)
b147 Psychomotorische Funktionen (z.B. Störungen der Kontrolle über motorische und psychologische Vorgänge auf körperlicher Ebene, wie Ruhelosigkeit und überschießendes Verhalten)
ib152 Emotionale Funktionen (z.B. Störungen der Affektkontrolle (Wutausbrüche), emotionale Labilität, Stimmungsschwankungen, Störungen im Umgang mit Gefühlen)
b164 Höhere kognitive Funktionen (z.B. Störungen im Organisieren und Planen, Zeitmanagement, Einsichts-, Problemlösungs- und Urteilsvermögen)
b180 Funktionen der Selbst- und Zeitwahrnehmung (z.B. Störung der Selbstwahrnehmung wie geringes Selbstwertgefühl, unangemessene Schuldgefühle, mangelndes Selbstvertrauen, Ablehnung des eigenen Körpers, Störungen in der Zeitwahrnehmung)
b280 Schmerz
b420,b435, b440,b445 Funktionen des kardoivaskulären, hämatologischen, Immun- und Atmungssystems
b710-b749 Neuromuskuloskeletale und bewegungsbezogene Funktionen
b810-b830 Funktionen der Haut und der Hautanhangsgebilde

Körperstrukturen

s420-s430 Strukturen des kardiovaskulären-, Immun- und Atmungssystems
s710-s799 Mit der Bewegung in Zusammenhang stehende Strukturen
s810 Strukturen der Haut und der Hautanhangsgebilde